Stan Sakai über Mädchenfeste

 

Das Tanabata Matsuri, das in Japan immer am 7. Juli begangen wird, war eines der gosekku, der „fünf großen Festivals“. Der erste Bericht, in dem das Fest als landesweites Ereignis beschrieben wird, stammt aus dem Jahr 755 u.Z.

 

Das Festival basiert auf einer chinesischen Legende über die Sterne Wega (Shokujo) und Altair (Kengyu) in den Sternbildern Leier und Adler. Shokujo ist darin die Tochter eines Himmelskönigs und eine ausgezeichnete Weberin. Eines Tages begegnet sie Kengyu, dem Hirten. Die beiden verlieben sich und heiraten, was ihrem Vater ganz und gar nicht gefällt. Sie sind einander so sehr zugetan, dass Shokujo die Weberei vernachlässigt und Kengyu seine Herden, worauf der Himmelskönig sie auseinanderbringt, indem er die Milchstraße (Amanogawa, der „Himmelsfluss“) zwischen ihnen hindurch laufen lässt. Die Elstern haben Mitleid mit den beiden Liebenden und breiten einmal im Jahr ihre Flügel aus, um eine Brücke über den Himmelsfluss zu bilden, die es Shokujo und Kengyo ermöglicht, einander in die Arme zu schließen. Sollte es in der Nacht allerdings regnen, tritt der Fluss über seine Ufer, was verhindert, dass die Vögel ihre Brücke bilden können. Dann müssen die Liebenden ein weiteres Jahr auf eine Zusammenkunft warten.

 

Aus diesem Grund beten vor dem Festival alle um gutes Wetter. Süßigkeiten und besondere Speisen werden vorbereitet. Vor Häusern und Schreinen werden Bambuszweige aufgestellt, die mit tanzaku behängt werden (das sind Papierstreifen, auf die Liebesgedichte geschrieben werden können), mit fukinagashi (Bündeln langer, farbiger Bänder, die ein wenig an riesige Papierkraken erinnern und „Weberei“ symbolisieren sollen), tsuru (Kranichen aus Papier, die für langes Leben stehen), ami (Netzen für guten Fang, gute Jagd und gute Ernte), papierenen kimono (die ebenfalls „Weberei“ bedeuten), kinchaku (Geldbörsen), Papiersternen und anderem glückverheißenden Baumschmuck. Beim Tanabata-odori wird zum Rhythmus der Trommeln ausgelassen im Kreis herum getanzt („odori“ = „Volkstanz“).

 

Das Tanabata Matsuri ist traditionell ein Fest der Mädchen und jungen Frauen, die davon überzeugt sind, dass sie durch ernsthafte Teilnahme am Fest nicht nur ein traumhaftes, erfülltes Liebesleben gewinnen können, sondern auch außerordentliches Geschick beim Weben und Nähen. In alter Zeit gab es noch keine Mode von der Stange und es gehörte zu den Aufgaben der Frauen in jedem Haushalt, die ganze Familie mit Kleidung zu versorgen. Mütter und Töchter saßen abends zusammen und nähten, voller Stolz auf ihre handwerklichen Fähigkeiten.