Stan Sakai über herrenlose Samurai

 

Herrenlose Samurai wurden als „rōnin“ bezeichnet, was wörtlich „Männer der Wellen“ heißt – weil sie ohne einen Dienstherrn als „Anker“ den „Gezeiten und der Strömung des Lebens“ ausgesetzt waren. Viele rōnin waren verzweifelt auf der Suche nach einem Einkommen, manchmal durchaus außerhalb der Legalität. Obendrein gab es auch nach der großen „Schwerterjagd“ 1587, in der mit Ausnahme des Kriegeradels eigentlich die gesamte Bevölkerung Japans entwaffnet werden sollte, immer noch Kriminelle, die das Schwerterpaar trugen und darum als Samurai durchgingen. Und es gab Gruppen wie die otokodate, die „ritterlichen Männer“, die so etwas wie die Edo-zeitlichen Entsprechungen unserer heutigen Jugendbanden waren. Sie kümmerten sich nicht um die Gesetze, die ihnen das Tragen der Schwerter verboten, und zeigten die ihren in aller Offenheit her. Kein Wunder also, dass schwertertragenden Männern allgemein mit Furcht und Misstrauen begegnet wurde.

 

Obwohl auch Usagi im Prinzip ein rōnin ist, sollten wir ihn eher als kengo ansprechen, als „Meister des Schwertkampfes“. Dies ist eine Bezeichnung für diejenigen Samurai, die sich aus freien Stücken entschieden hatten, keinem Herrn zu dienen, um sich stattdessen auf die sogenannte „Kriegerwallfahrt“ zu begeben, die musha shugyō, auf der sie ihre Geschicklichkeit im Umgang mit der Waffe sowie ihre spirituelle Haltung vervollkommnen wollten. Mit dem Begriff „musha shugyō“ konnten dabei sowohl die einsamen Wanderungen eines Miyamoto Musashi (1584-1645) bezeichnet werden, als auch die Prozessionen eines Tsukahara Bokuden (1489-1571), der, ganz wie ein Fürst, stets mit 80 Bediensteten reiste.