Stan Sakai über Heike-Krabben

 

Die Heike-Krabbe oder Heikegani trägt auf ihrem Carapax (Rückenpanzer) das Bild eines finster blickenden, menschlichen Gesichts. Laut alter Überlieferung beherbergen die Krabben die Seelen der Heike-Krieger, die während der Schlacht von Dan-no-Ura getötet wurden.

 

Die kleinen Krabben erreichen eine maximale Größe von 3,1 cm. Die beiden hinteren Beine auf jeder Seite sind sehr viel kleiner als die übrigen und krallenbewehrt. Mit ihnen können Gegenstände fortbewegt werden. Ihre rote Färbung hat eine Verbindung zu den Heike nahegelegt, deren Banner ebenfalls rot waren. Es wird übrigens behauptet, es gebe zwei Varianten von „Gesichtskrabben“ in der Gegend um Dan-no-Ura. Ich verwende lediglich die kleineren, die Heikegani, in denen sich die Seelen der einfachen Soldaten befinden sollen. In den etwas größeren, reicher „verzierten“ taishogani („Anführer-Krabben“) oder tatsugashira („Drachenhelme“) sollen die Seelen der Heike-Anführer wohnen. Die taishogani werden allerdings nur von Lafcadio Hearn (1850-1904) erwähnt. Sie finden sich nicht in irgendeiner Systematik.

 

Die Carapax-Bilder dienen nicht nur dekorativen Zwecken. Die wie Bilder aussehenden Rillen sind die nach außen hin sichtbaren Öffnungen von Einsenkungen des Panzers, die „Apodemes“ genannt werden und an denen die Muskeln der Tiere befestigt sind. Es gibt solche „Rillen“ bei fast allen Krabbenarten, so nimmt es nicht Wunder, dass es auch noch andere Krabbenarten mit „Gesichtszeichnungen“ auf den Panzern gibt – wie zum Beispiel die chinesische Geisterkrabbenart Kuei Lien Hsien oder die Paradorippe granulata aus dem nordwestlichen Pazifik, um hier nur zwei zu nennen.