Stan Sakai über Figuren am Wegesrand

 

Figürliche Darstellungen abseits von Wegen und Straßen heißen dōsojin. Einige von ihnen beschützen die Fußgänger, andere befreien von Leid und Schmerzen, wieder andere sollen erfolgreiche Eheschließungen garantieren. Aber die beliebtesten dōsojin sind die Jizō-sama-Figuren, die Jizō darstellen, den Schutzpatron der Kinder.

 

Nach buddhistischer Vorstellung wandern die Seelen toter Kinder zum Sai-no-Kawara, einem Fluss, der ihnen den Zugang zum Paradies versperrt. Am Ufer des Flusses geht die Hexe Shozuka-no-Baba um, die den Kindern ihre Kleidung stiehlt und ihnen weismacht, sie müssten Steine aufeinandertürmen, um ans gegenüberliegende Ufer zu gelangen. Aber jeden Abend kommt die Hexe mit ihren teuflischen Horden, um alle Steinhaufen zu zerstören. Es ist Jizō, der den Kindern beisteht. Er versteckt sie in den Ärmeln seiner Robe und verscheucht die Hexe und ihre Dämonen.

 

In Kanji bedeutet „Jizō“ soviel wie „Erdschoß“. Er wird als kindlicher Mönch dargestellt, oft mit einem Stab in der Hand. Seine Statuen finden sich an verkehrsreichen Straßen, an Kreuzungen oder am Fuß von Brücken – überall dort, wo Reisende Gelegenheit haben, einen Kieselstein vor sein Standbild zu legen, mit dem Jizō den Kindern helfen wird, doch noch das Paradies zu erreichen. Außerdem ist es üblich, den Statuen Lätzchen umzubinden oder sie anzuziehen, damit Jizō seinerseits die Kinder neu einkleiden kann, die ein Opfer der Hexe geworden sind.