Stan Sakai über Füchse und Hunde

 

Im japanischen Volksglauben sind kitsune, Füchse, magische Kreaturen. Sie sind Trickster und können sowohl gütig und mildtätig sein, als auch boshaft und heimtückisch. Sie bewachen die Reispflanzen und dienen Inari, der Ernte- und Fruchtbarkeitsgottheit, als Boten. Wenn ein Fuchs einhundert Jahre alt wird, erlangt sein Geist die Fähigkeit, von einem Menschen Besitz zu ergreifen, was diesen wahnsinnig macht. Wird der Fuchs eintausend Jahre alt, wachsen ihm neun Schwänze und er wird weise. Füchse sind Gestaltwandler. In vielen Erzählungen nehmen sie das Aussehen einer verführerischen, schönen Frau an. Es war eine solche Geschichte, die mich zu meiner Kitsune inspiriert hat.

 

Ein tanuki ist ein Marderhund, der dem Waschbären zum verwechseln ähnlich sieht und der in den USA oft als „Dachs“ bezeichnet wird. Tanuki sind aber weder Dachse noch Bären, sie sind Hunde. Im japanischen Volksglauben sind sie, wie die kitsune, Trickster und Gestaltwandler, und sie können eine sehr dunkle Seite haben, wie in der Erzählung „The Farmer and the Badger“ [im Original „Kachi-kachi Yama“; vor 1885 als „Der Hase und der Tanuki“ von David August Brauns (1827-1893) ins Deutsche übersetzt], in der ein tanuki einen Bauern dazu bringt, seine eigene Frau zum Abendbrot zu essen. (Ein freundlicher weißer Hase rächt den Bauern später.)

 

Tanuki nehmen mit Vorliebe die Gestalt von buddhistischen Mönchen (bozu) an, um unbedarfte Wanderer vom Weg ab und in den Tod zu locken. Tanuki-Statuen sind in Japan weit verbreitet. Normalerweise wird der tanuki auf seinen Hinterbeinen stehend gezeigt, mit einem Lotos-Blatt anstelle eines Huts auf dem Kopf und einer Sake-Rechnung in der Hand.