Stan Sakai über Eulen

 

Die Eule war im japanischen Volksglauben ein Unglücksvogel und ihr Schrei galt als Todesankündigung. Man nahm an, dass Eulen ihre Mütter fressen, was in einer Gesellschaft, in der Eltern respektiert und Ahnen geehrt wurden, dazu führte, dass undankbare Kinder „Eulen“ gerufen wurden. Die Eule besaß den „Bösen Blick“, darum wurde sie in der traditionellen Kunst oft so dargestellt, dass sie dem Betrachter entweder den Rücken zukehrte oder die Augen geschlossen hielt.

 

Hokkaidos Ureinwohner, die Ainu, glaubten, der Uhu sei ein Botschafter der Götter, der großes Jagdglück versprach und den Menschen in die Seele schauen konnte. Wenn er seine Augen zu Schlitzen verengte, während er jemanden ansah, hieß das, der Betreffende hatte eine schwarze Seele. Starrte der Vogel dagegen mit weit geöffneten Augen, konnte man der so angeblickten Person trauen.

 

In den letzten Jahren wird die Eule zunehmend mit Glück in Verbindung gebracht. Das wird vor allem aus ihrem Namen abgeleitet, denn „fukurō“ kann als eine Zusammenziehung aus „kurō“ („Ärger“, „Mühsal“, „Elend“) und „fu“ („nicht-“) gelesen werden. Heute werden frisch Verheirateten Eulen aus gebranntem Ton geschenkt, und Eulen-Talismane sollen das Böse abwehren.